Dammbruch

Video, Objekt, Installation, 2013-14, mit Hannes Zebedin



Kolontar, Westungarn, 4. Oktober 2010: Gegen Mittag bricht ein Damm eines Deponiebeckens, welches zur Lagerung von Rotschlamm verwendet wurde. In Folge traten riesige Mengen des ätzenden und schwermetallhaltigen Schlamms aus. Der Schlamm gelangte in den Hochwasser führenden Bach Torno und überflutete die entlang des Baches gelegenen Gemeinden. Die Bilder des sich schnell ausbreitenden roten Schlamms kursierten durch alle Medien. Bis heute herrscht keine exakte Klarheit über das Ausmaß der Umweltschäden und über den Umgang mit der betroffenen Bevölkerung.

5 Monate zuvor, im Mai 2010 fanden in Ungarn Parlamentswahlen statt in denen die Fidesz-Partei unter dem jetzigen Ministerpräsidenten Victor Orban als Wahlsieger mit absoluter Mehrheit hervorging. Gemeinsam mit dem Bündnispartner KDNP erhielten sie eine zwei Drittel Mehrheit im Parlament. Dieses Bündnis zeichnete sich infolge mit einer rechtskonservativen Politik aus, die in einer neuen Verfassung verankert wurde, dessen Prinzipien unter anderem den Bezug auf Gott und die ungarische Krone herstellen, sowie die Begriffe Vaterland, Christentum, Familie, Treue, Glaube, Liebe und Nationalstolz thematisieren. Zudem wurde der Staat von Republik Ungarn in Ungarn umbenannt, die republikanische Staatsform somit aus dem offiziellen Staatsnamen getilgt. Im Zuge des durch Autorität und Nationalismus gekennzeichneten Regierungsstils wurden unter anderem die öffentlichen Medien in ihrer Freiheit stark beschnitten und öffentliche Ämter mit parteinahen Personen besetzt. Weiters wurden die Rechte der Opposition in einer Art und Weise getilgt, dass man prinzipiell von einer demokratisch gewählten Diktatur sprechen kann.

Katastrophen werden in einen Prozess des Alltags eingegliedert, man muss sich damit abfinden und wird auch Teil davon. Möglichem Aufbegehren steht die Meisterung des eigenen Lebens gegenüber. Aufgrund ökonomischer und politischer Automatiken ist meistens kein zivilgesellschaftliches Stehenbleiben und Innehalten möglich.

Die Ausstellung Dammbruch untersucht das Verhältnis Katastrophe/Normalisierung. Scheinbar festgesetzte Normen unseres Gesellschaftssystems werden immer wieder überschritten. Nach einer gewissen Dauer des Schockzustandes stellt sich Normalität ein. Anhand des Beispiels Ungarn wurden Untersuchungen dieser “neuen Normalität” präsentiert.

Als zweiter Teil der Ausstellung wurden am 7. November Arbeiten ungarischer Künstler_innen gezeigt, die auf diese Situation reagieren. Gerade der Kulturbereich in Ungarn leidet stark unter den Maßnahmen der Regierung. Museums- und Theaterdirektoren werden ausgetauscht und mit parteihörigen Personen neubesetzt. Die Förderungen im Kulturbereich werden zentral von einer Stelle geregelt. Wie wird künstlerisch darauf geantwortet und welche Alternativen sind möglich?

Dammbruch

video, object, installation, 20013-14, with Hannes Zebedin



Kolontar, Western Hungary, 4th of October 2010: Around noon the dam of a caustic waste reservoir collapsed, freeing huge amounts of liquid waste from red mud lakes. The mud was flooding several nearby localities, including the village of Kolontár and the town of Devecser. The images of the catastrophe where shown in all media. Untill today the full dimension of the natural catastrophe and the consequences for the affected inhabitants are not exactly clear.

Five month bevore, in May 2010 the parliamentary elections in Hungary were won by the Fidez-party under Victor Orban, the todays president of the country. Togeather with their alliance KDNP they got a two-thirds majority in the parliament. Their political position is right-conservative with a focus on Christianity, Nationality and Conservative values. Several times the constitution was re-written and the word Republic was cut out of the official name of the country. The authoritarian leadership has lead to a censorship of the media and public functions where given party affiliated persons. Further more the rights of the opposition where cut. One could say, Hungary is governed in a democratic elected dictatorship.

Catastrophes become part of the eveyday live. A possible resistance stands in opposition to the mastering of the own live. Because of economic and political mechanisms there is no posibility to make a pause.

The exhibition "Dammbruch" reflects on the relation of casatrophe and normality. Established standards and values get ecxeeded. After a short period of shock normality appears again. By the examlpe of the situation in Hungary we researched on examles of a "New Normality".

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